Traut Euch!
Zu meiner ersten freien Trauung bin ich gekommen wie die sprichwörtliche Jungfrau zum Kind. Ein befreundetes Pärchen fragte mich, ob ich mir vorstellen könnte, sie in einer freien Trauung zu vermählen.
Ich habe einen Prädikantenausbildung und bin mit den christlichen Ritualen der evangelischen Kirche vertraut, so daß ich nach reiflicher Überlegung zugestimmt habe. Es war eine rundum beglückende Erfahrung für mich und auch das Brautpaar sowie die geladenen Gästen zeigten sich begeistert. So hat das angefangen und sich dann ein bißchen rumgesprochen. Ich mache keine Werbung und beschränke die Trauungen auf zwei bis drei pro Jahr, weil die Vorbereitungen sehr zeitintensiv sind und ich das sonst neben meiner beruflichen Tätigkeit nicht in der Qualität machen könnte, wie es der Sache angemessen ist.
Sich das Jawort für ein gemeinsames Leben zu geben ist ein Ritual, das wirklich bindet, egal mit welchem spirituellen Hintergrund dies geschieht. Ich versuche mit dem Brautpaar – auch gleichgeschlechtlichen – eine Trauung zu gestalten, die ihren Wünschen entspricht, aber trotzdem diesem Gedanken treu bleibt. Die gemeinsame Biographie spielt dabei genauso eine Rolle wie religiöse Vorstellungen oder die Träume für eine gemeinsame Zukunft.
Was ich – außer der Zeremonie selbst – am Schönsten finde ist, dass ich hierzu zwei Menschen intensiv kennenlernen darf, die gerade einen der wertvollsten Tage ihres Lebens vor sich haben.
Ein Jahr nach meiner ersten Trauung, bekam ich übrigens ein wunderbares Geschenk von meinem Brautpaar: Sie heißt Linnea und ist mein bezauberndes Patenkind.